Dienstag, 26. Oktober 2010

Anbieter & Produkte: Eine kleine Übersicht

Ich beobachte die Tendenz, dass Softwarehersteller zunehmend auf den Begriff "Compliance" aufmerksam geworden sind. Aber leider nicht unbedingt so, dass Software jetzt generell mehr Compliance-Konform wäre, oder es mehr spezielle Compliance-Software gibt. Es wird vielmehr als Marketing-Label für bereits bestehende Software verwendet. In anderen Branchen kennt man "Sex sells" und für Unternehmenssoftware sollte also "Compliance sells" funktionieren.


Klar sind diese Marketing-Labels in der Regel keine Lüge - denn Compliance steckt fast überall irgendwie mit drin. Es macht es aber schwieriger denn je, die Begriffe Compliance und Software zu beschreiben und sinnvoll abzugrenzen.


Nachfolgend habe ich eine kleine Zusammenstellung von Anbieter und Produkten gemacht, welche Compliance-Software oder Produkte dazu anbieten. Dabei habe ich mich in der ersten Version auf eine klassische Kategorien-Definition beschränkt, respektive auf klassische Compliance-Themen. Ich werde die Übersicht von Zeit zu Zeit aktualisieren. Und wer weiss, kommen auch neue Kategorien und so ganz andere Anbieter und Produkte hinzu.


Vermissen Sie ein Anbieter oder ein/Ihr Produkt? Bitte nehmen Sie mit mir Kontakt auf.


Anbieter und Produkte:
Kategorie: Geldwäscherei & Terrorismusfinanzierung

  • Eurospider Information Technology AG, CH-Zürich
    • Produkt: KYC Matching CPM
    • Beschreibung: Name-Matching-System mit Content um Kunden und Transaktionen gegen Listen, Datenbanken und andere frei zugängliche Quellen zu abzugleichen.
    • Bemerkung: Mein Arbeitgeber, Software von mir Mit-Konzipiert, Client wurde von mir entwickelt.
    • Link: Website Eurospider
    • Link: Video Desktop-Version
  • KYC Spider AG, CH-Zug
    • Produkt: Content
    • Beschreibung: Umfassender Content mit Sanktions- und Terroristenlisten, Wanted-Listen, PEP-Datenbanken, Medien und vielem mehr.
    • Bemerkung: Content wird in KYC Matching CPM verwendet.
    • Link: Website KYC Spider
  • Innovations Software Technology GmbH, D-Immenstaad
    • Produkt: MLDS
    • Beschreibung: System um u.a. regelbasiert ungewöhnliche Transaktionen von Kunden zu erkennen.
    • Bemerkungen: Keine.
    • Link: Website Innovations
Kategorie: Identifikation & Echtheitsprüfungen
  • IDENTT GmbH Verification Systems, D-Hamburg
    • Produkt: IdenTT(r)
    • Beschreibung: Online Referenz-Datenbank für Banknoten und Ausweisdokumente. Damit lassen sich Echtheitsprüfungen durchführen.
    • Bemerkung: Keine.
    • Link: Website IdenTT
Kategorie: Börsenrecht / Marktmissbrauch
  • Innovations Software Technology GmbH, D-Immenstaad
    • Produkt: MAID (Market Abuse/Insider Dealing Detection)
    • Beschreibung: Software zur Erkennung von Marktmissbräuchen im Börsenhandel.
    • Bemerkung: Keine.
    • Link: Website Innovations
Kategorie: Corporate Governance, Ethik und Riskmanagement
  • Avanon AG, CH-Zürich
    • Produkt: Avanon GRC (Governance, Risk & Compliance)
    • Beschreibung: Software mit verschiedenen Modulen, um verschiedene Aspekte von GRC zu überprüfen/überwachen, zu reporten und Massnahmen einzuleiten.
    • Bemerkung: Keine.
    • Link: Website Avanon
Kategorie: ECM & BCM
  • SAPERION AG, D-Berlin
    • Produkt: SAPERION
    • Beschreibung: ECM & BCPM-Lösung
    • Bemerkung: Keine.
    • Link: Website SAPERION
Kategorie: E-Learning für Compliance-Themen / Anforderungen
  • TATA Interactive Systems AG, CH-Zug
    • Produkte: Geldwäschereibekämpfung, Informationssicherheit, Banking Confidential, Insurance Confidential, Code of Compliance
    • Beschreibung: E-Learning-Software mit Testing mit verschiedenen Standard-Programmen (siehe Produkte). Können individuell angepasst werden.
    • Bemerkung: Positive Erfahrung bei eigenen Evaluation, Einführung, Nutzung und Update der Lösung.

Mittwoch, 13. Oktober 2010

Markowitz trifft auf Compliance

Ich erhielt in der Vergangenheit hin und wieder verdeckt den Hinweis, dass meine Blog-Themen zwar sehr praxisnah sind, im Inhalt aber zuweit an der Oberfläche bleiben. Dem kann ich nichts entgegnen. Leider aber fehlt mir die Zeit, diese Beiträge mit tiefen Details zu bestücken, zumal diese nicht ohne weitere Abhandlungen und Erklärungen verständlich wären. Weiter stell ich mir die Frage, ob solch lange Beiträge von Ihnen überhaupt gelesen würden. So bleibt es vorerst bei Beiträgen, welche der Horizonterweiterung dienen und hoffentlich den einen oder anderen Gedankengang von Ihnen veranlassen wird. Bis auf diesen vorliegenden Beitrag. In diesem Beitrag möchte ich für einmal konkrete Beispiele und Antworten auf Fragestellungen liefern.

Die Portfoliotheorie im Überblick
Herr Henry M. Markowitz veröffentlichte im Jahr 1952 seine Portfoliotheorie als Dissertation. 1990 erhielt er dafür den Nobelpreis der Ökonomie. Die Portfoliotheorie von Markowitz gehört zur Kapitalmarkttheorie. Über den Inhalt und die Zielsetzung der Portfoliotheorie lassen sich zwei Kernaussagen machen: Durch gute Diversifikation lässt sich das unsystematische Risiko gegen null reduzieren. Entsprechend geht man nur noch das systematische Risiko ein. Ein Ziel ist demnach die Risikodiversifikation. Während sich das Titelrisiko nicht linear zum Portfoliorisiko verhält, hat die Titelrendite eine lineare Beziehung zur Portfoliorendite. Ein weiteres Ziel ist demach die Nutzenoptimierung. Zwischen diesen beiden Zielen gibt es natürlich auch Grenzen, wo es zu einem Zielkonflickt kommt: Nur mit dem Marktrisiko lässt ich längerfristig keine höhere Rendite als die des Marktes realisieren. Es gibt drei relevante mathematische Kenngrössen: Portfoliorisiko (w^T*Ω*w), Portfoliorendite (w^T*μ) und die Anlegerpräferenz (meist als mathematische Funktion).

Compliance-Themen bei der praktischen Umsetzung
Will man die Portfoliotheorie als Bank in der Praxis umsetzen und bspw. als Produkt den Kunden anbieten, so müssen ein paar wichtige Anfordrungen/Restriktionen beachtet und eingehalten werden. Die Portfoliotheorie kann man als Bank sinnvollerweise nur im Rahmen eines Vermögensverwaltungsauftrages (VVA) umsetzen.

FINMA-RS, Eckwerte zur Vermögensverwaltung
  • Nicht wirtschaftliche Umschichtungen (sog. Churning) sind zu unterlassen.
  • Der Vermögensverwalter stellt sicher, dass Anlagen dauernd mit den Anlagezielen und -beschränkungen übereinstimmen.
  • u.v.m.

Richtlinie für Vermögensverwaltungsaufträge der SBVg
  • Es braucht eine profesionelle Organisation (u.a. Gewaltentrennug).
  • Die Bank vermeidet Klumpenrisiken in den VAA durch ausreichende Diversifikation.
  • Aufgrund eines VVA dürfen keine Kredite aufgenommen oder potentielle Soll-Positionen eingegangen werden.

FINMA-RS, Operationelle Risiken Banken, Anhang 1, Qualitative Grundanforderungen

Dort steht im Abs. 4: „Banken müssen die operationellen Risiken aus all ihren Aktivitäten, Produkten, Prozessen und Systemen identifizieren und beurteilen können. Vor einer Veränderung der Struktur von Aktivitäten, Produkten, Prozessen und Systemen sind diese mit Blick auf ihre operationellen Risiken adäquat zu beurteilen.“ Die nachfolgende Abbildung enthält einen möglichen Risikokataster nach den Kategorien von Anhang 2 des besagten Rundschreibens. In der letzten Spalte stehen Beispiele und Bemerkungen in Bezug auf die Umsetzung der Portfoliotheorie als VVA (zum Vergrössern anklicken):